Smartphones dringen immer tiefer in unser Leben vor. Und zwar in einem Grad, der noch vor 10 Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Das haben die Banken schon vor einigen Jahren bemerkt. Kaum eine Bank, die keine Mobile Banking-Lösung anbietet. Aber wollen die User wirklich eine eigene App für das Banking? Wäre es nicht viel einfacher, wenn sie Bankgeschäfte über eine App erledigen könnten, die sie sowieso jeden Tag benutzen? Ein App wie zum Beispiel Facebook Messenger?
Die Idee tönt verlockend. Wenn ich meinen Kontostand wissen möchte, öffne ich nicht die Mobile Banking App sondern Facebook Messenger. Da sende ich eine Frage im Stil von «Hallo, wie hoch ist mein Kontostand» an meine Bank. Innert Sekunden erhalte ich den Kontostand in Form einer Textmitteilung. Wenn der Kontostand sehr tief ist, vielleicht sogar noch mit einem traurigen Smiley versehen. Auch Zahlungen könnten so ratzfatz verarbeitet werden. Messenger App öffnen, Einzahlungsschein fotografieren und mit der Mitteilung «Bitte bezahlen» an die Bank schicken. Betrag, Kontonummer des Empfängers und Referenznummer werden per OCR ausgelesen und automatisch verarbeitet.
Chatbot – Kundenberater im Messenger
Natürlich werden die Anfragen in Facebook Messenger nicht von Kundenberater beantwortet. Diese Aufgabe übernimmt ein Roboter, ein sogenannter Chatbot. Der Chatbot versteht Sprache und «weiss» aufgrund seiner Programmierung, was er bei welcher Anfrage tun muss.
Solche Chatbots werden schon seit vielen Jahren in Chatrooms eingesetzt. Ihre Fähigkeiten haben sich im Laufe der Jahre stark verbessert. Und sie sind heute sehr einfach zu erstellen. Mit Chatfuel lässt sich ein Chatbot für Facebook Messenger in 7 Minuten erstellen – kostenlos. Klar, ein solcher Bot reicht noch nicht, um Banking-Services anzubieten.
Um einen Bot für eine Bank zu erstellen, muss man auf andere Software zurückgreifen – zum Beispiel auf Chatbank. Damit lässt sich ein kleiner Bot erstellen, den fast jede Bank einsetzen kann (übrigens auch kostenlos). Der Chatbot informiert dann die Kunden automatisch über Konditionen sowie Filial- und Bankomatenstandorte. Leider gibt es Chatbank aktuell nur für den Messenger Telegram, der in der Schweiz nicht verbreitet ist.
Nicht Zukunft sondern Gegenwart
Solche Chatbots im Bankbereich sind keine Zukunftsfantasien. Nein, die ersten Angebote existieren bereits. Bei Kinderhook Bank können sich Kunden über Facebook Messenger informieren lassen, wenn der Kontostand eine bestimmten Schwellwert unter- oder überschritten hat. Einen Schritt weiter geht die südafrikanische ABSA. Da sind auch Zahlungen via Messenger möglich. Gestartet ist auch bereits das Fintech Cleo. Hier können Konten von diversen Banken angebunden werden. Cleo steht dann zwischen der Bank und dem Endkunden.
Auch banknahe Branchen arbeiten intensiv an Messenger-Lösungen. So bietet der ERP-Profi Sage eine Buchhaltungslösung via Messenger. Informationen zu Buchungen und Quittungen werden mit dem Messenger einfach an Pegg, dem Bot von Sage, geschickt. Pegg fragt nach, wenn sie noch Informationen braucht und nimmt dann die Buchung selbständig vor. Einfacher geht Buchhaltung nicht.
Nicht besser aber persönlicher als Mobile Banking
Banking via Messenger wird nicht besser sein als Banking mit den heutigen Mobile Banking Lösungen. Aber die Kommunikation mit einem Chatbot wirkt persönlicher. Denn der Chatbot gibt den Kunden das Gefühl, dass sie mit der Bank kommunizieren. Und das dürfte die Bank sympathischer machen. Und was kann einer Bank besseres passieren, als sympathisch wahrgenommen zu werden.
Credits:
Beitragsbild: Adobe Stock (115660256), Standardlizenz