In seinem Artikel auf finews.ch zeigt Peter Hody auf, was Twint alles falsch macht und warum es eigentlich keine Chance hat. Die Argumentation ist aber ziemlich einseitig. Das schreit geradezu nach einer Replik.
Ich möchte hier betonen, dass ich kein ausgesprochener und unkritischer Twint-Fan bin. Ganz im Gegenteil – auch ich sehe noch einiges an Verbesserungspotential. Es scheint mir aber wichtig, dass man bei den erwähnten «Problemen» auch noch einen anderen Gesichtspunkt einnimmt.
Keine echte Nachfrage
Das ist wohl war. Aktuell gibt es für KEINE mobile Bezahllösung eine ECHTE Nachfrage. Zumindest nicht in Zentraleuropa. Die Nachfrage nach solchen Lösungen besteht hauptsächlich Ländern, die im Bereich der elektronischen Zahlung Nachholbedarf hatten. Die aktuellen Statistiken aus aller Welt sprechen da eine klare Sprache.
Hätten Unternehmen in der Vergangenheit nur das angeboten, was zum Zeitpunkt der Markteinführung echt nachgefragt wurde, gäbe es viele Dinge heute nicht (nicht zuletzt das Smartphone).
Fehlende Nutzerfreundlichkeit
Stimmt – wenn ich die Kreditkarte und die Debitkarte mit NFC-Funktion dabei habe, macht es keinen Sinn, das Smartphone zum Zahlen zu zücken. Aber vielleicht möchte ich diese Karten ja gar nicht mehr mitnehmen. Die Vereinigung vieler verschiedener Funktionen im Smartphone kann das Leben erleichtern. Wieso sollte meine Kreditkarte nicht im gleichen Gerät sein, indem auch meine Termine, mein Fotoalbum, mein Boardingpass und meine Landkarte integriert sind?
Wenn ich ein Nokia 3110 und eine Papieragenda habe, für was brauche ich dann ein Smartphone? Es ist noch nicht lange her, da hörte man diese Argumentation tagtäglich. Und trotzdem haben verschiedene Anbieter (schon lange vor Apple) Smartphones entwickelt und vertrieben – mit mässigem Erfolg. Und heute hat doch jeder so ein Ding.
Twint-Konkurrenz hat Vorteile
Auch das: Völlig korrekt. Twint ist in der Benutzung umständlicher als ApplePay. Die Nachteile rühren daher, dass insbesondere Apple die nötige Technologie (NFC) nicht freigibt. Daraus Twint einen Strick zu drehen scheint mir zumindest etwas fragwürdig.
Die Schweizer Banken (via Kreditkartenherausgeber) wiederum verhindern den breitflächigen Markteintritt von ApplePay. Protektionismus pur – Apple und die Banken schulden sich in diesem Punkt also nichts.
Insellösung für die Schweiz
Ja, Twint ist eine Insellösung für die Schweiz. Da stellen sich zwei Fragen:
- Ist das schlecht?
- Hat das eine Chance auf Erfolg?
Insellösungen sind für die Nutzer nie wirklich optimal. Aber sie sind – gerade in der Schweiz – auch nichts wirklich Aussergewöhnliches. In vielen Bereichen des täglichen Lebens trifft man auf schweizerische Insellösungen. Man mag argumentieren, dass es in der digitalen Welt keine Landesgrenzen gibt. Das stimmt aber leider nur beschränkt. Aktuelles Beispiel für eine digitale Schweizer Insellösung ist die gerade entstehende eID.
Chancen auf Erfolg hat eine solche Insellösung auf jeden Fall. Aber es wird ein steiniger Weg. Und den kann Twint nur meistern, wenn man sich konsequent an den Nutzerbedürfnissen ausrichtet – und diese schnell befriedigt.
Credits:
Beitragsbild: Adobe Stock, Standard-Lizenz
Basis für diese Replik: finews.ch
Die beste Usability zeigt Twint nicht beim Bezahlen am Terminal (solange der NFC Zugang im Mobile nicht vorhanden ist), sondern für die Geldüberweisung in der Gruppe und beim Bezahlen im Web (online Shopping). Sehr schnell und einfach zu benutzen. Im Laden ist die Contactless Creditcard dagegen deutlich einfacher und ich zucke das Smartphone nicht (entsperren, App wählen, online Verbindung muss vorhanden sein etc) – zu umständlich.
[…] ich gebe es zu: Ich habe in Blogartikel aufgezeigt, warum TWINT erfolgreich sein wird und TWINT verteidigt. Und grundsätzlich finde ich auch heute noch alles richtig, was ich damals geschrieben habe. Ein […]
[…] ich gebe es zu: Ich habe in Blogartikel aufgezeigt, warum TWINT erfolgreich sein wird und TWINT verteidigt. Und grundsätzlich finde ich auch heute noch alles richtig, was ich damals geschrieben habe. Ein […]