Basierend auf einer ähnlichen Technologie wie Bitcoin bietet Ripple eine Möglichkeit, den internationalen Zahlungsverkehr in nahezu Echtzeit abzuwickeln. Dieser wird heute grossmehrheitlich mittels dem System SWIFT zwischen den Banken abgewickelt: kompliziert und teuer. Hat Ripple das Potential, eine ernsthaft Alternative zu SWIFT aufzubauen?
Der internationale Zahlungsverkehr basiert weitgehend noch auf Technologien der 70er Jahre. So findet der Grossteil aller internationalen Zahlungen über das System SWIFT statt. SWIFT ist ein reines Messaging-System, es findet also kein Clearing zwischen den einzelnen Banken statt. Um das Geld effektiv zu transferieren, haben die Banken gegenseitig Konten, auf denen die überwiesenen Beträge gutgeschrieben oder belastet werden. Da nicht jede Bank eine Kontoverbindung mit jeder anderen Bank auf der Welt haben kann, wird mittels sogenannten Korrespondenzbanken gearbeitet. Die entsprechenden Buchungen werden aufgrund von Meldung ausgeführt, die über SWIFT ausgetauscht wurden. So werden täglich ca. 7.5 Billionen USD mittels SWIFT übertragen.
Da Banken keine sozialen Institutionen sind, lassen sie sich für die erbrachte Leistung bezahlen. Es versteht sich deshalb von selbst, dass dieses System sehr aufwändig im Unterhalt und entsprechend teuer ist. Zudem dauert die Geldüberweisung verhältnismässig lange. Das alles ist in der heute nicht mehr zeitgemäss. Denn heute gibt es Technologien wie Bitcoin, die ein weltweites Clearing innert 10 Minuten ermöglichen (wobei hier angemerkt sei, dass auch die 10 Minuten bei Bitcoin noch viel zu lange sind, um eine weltweite online Zahlungen massentauglich zu machen).
In dieses Innovationsvakuum versucht nun Ripple vorzustossen. Ähnlich wie Bitcoin funktioniert auch Ripple über eine öffentliche, geteilte Datenbank. Zahlungen finden in der Währung XRP statt. Grundsätzlich sind aber Überweisungen in allen Währungen möglich, jedoch wird XRP immer als Brückenwährung benützt. So sind länder- und währungsübergreifende Zahlungen möglich. (Einfache Erklärung in diesem Video).
Im Unterschied zu Bitcoin werden Ripple nicht durch Mining erschaffen. Die Menge an XRP ist auf 100 Mrd. beschränkt. Von diesen werden 55 Mrd. an die Nutzer verteilt. Die restlichen XRP behielten die Entwickler und die Organisation Ripple Labs ein. Durch die erhoffte Wertsteigerung der einbehaltenen XRP sollen die Kosten für das System bezahlt werden: Deshalb muss das System nicht durch Gebühren oder Werbung finanziert werden.
Erste Banken sind bei Ripple bereits aufgesprungen. So ist auf der Ripple-Webseite zu sehen, dass die deutsche Fidor Bank, die CBW Bank und die Cross River Bank an das Netzwerk angeschlossen sind.
Ob sich Ripple durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Axel Liebetrau meint dazu „Ob es Ripple in fünf Jahren noch gibt, weiß ich nicht! Aber die zugrundeliegende Idee und Technik wird es noch geben und wahrscheinlich mit einer deutlich höheren Bedeutung wie sie es heute hat.“. Auch Bankstil scheint sich noch nicht so ganz im Klaren zu sein, meint aber: „Ganz gleich, ob Ripple tatsächlich das neue ‚Supergeld‘ wird, halte ich die dahinter stehende Philosophie für zukunftsweisend“.
Da es bei Zahlungen um viel Geld geht, wird ein wesentlicher Erfolgsfaktor das dem System entgegen gebrachte Vertrauen zu sein. Da die Entscheidung fraglich, den ehemaligen deutschen Minister Karl-Theodor zu Guttenberg, dem der Doktortitel aufgrund einer Plagiatsaffäre aberkannt wurde, als Berater einzustellen. Wie auch immer: Komplementärwährungen wie Ripple haben das Potential, die Finanzwelt aufzurütteln und alte, etablierte Player in Bedrängnis zu bringen. Insbesondere dann, wenn die etablierten Player sich damit schwer tun, innovative Lösungen zu entwickeln. Ob aber gerade Ripple das schaffen wir, steht wohl noch in den Sternen.