Mit welcher Währung zahlt man in England? Die offensichtliche Antwort «Pfund Sterling» ist zwar nicht falsch, aber sicher nicht vollständig. Denn in England entstanden in den letzten paar Jahren einige Lokalwährungen wie Bristol Pound, Brixton Pound, Lewes Pound oder Totnes Pound.
Zu den Hauptaufgaben regionaler und lokaler Regierungen und Verwaltungen gehört es, eine funktionierende lokale Wirtschaft sicher zu stellen. Denn nur wenn die Wirtschaft funktioniert, werden Arbeitsplätze geschaffen. Und ohne diese stehen Regionen oder Städte bald vor grösseren Problemen. Für viele Gemeinden und Städte stellt sich darum die Frage, wie in einer immer globaler funktionierenden Welt die lokale Wirtschaft stimuliert werden kann.
In England scheinen immer mehr Kommunen einen Weg gefunden zu haben, indem sie regionale Währungen einführen. So zahlt man in Bristol, Brixton, Lewes und Totnes seit einigen Jahren mit lokalen Zahlungsmitteln. Natürlich nicht ausschliesslich: Das Pfund Sterling ist auch in diesen Städten noch die offizielle Währung. Und die Steuern müssen nach wie vor in Pfund Sterling beglichen werden – noch…
Wie genau unterstützen diese Regionalwährungen nun die lokale Wirtschaft? Ganz einfach: Indem das Einsatzgebiet der Währung regional begrenzt ist, muss das Geld wieder da ausgegeben werden wo es eingenommen wurde – in der Region. Und so kommt die lokale Wirtschaft vermehrt zu Aufträgen und Geschäften, die sonst in anderen Landesteilen (z.B. via Online-Shopping) oder bei grossen Ketten getätigt wurden. Die Umsätze der Unternehmen in der Region werden angekurbelt und die lokale Wirtschaft gefördert.
Alle vier Regionalwährungen sind in Form von gedruckten Banknoten erhältlich. Der Gegenwert der Noten entspricht jeweils dem Wert in Pfund Sterling. Das macht es für alle Beteiligten einfach, den es gibt für ein Produkt nur einen Preis – egal in welcher Währung nun gezahlt wird. In Bristol, Brixton und Totnes ging man aber noch einen Schritt weiter. Hier kann man auf einfachste Art mittels SMS zahlen.
Das SMS-Zahlungssystem ist in allen drei Städten identisch und nennt sich txt2pay. Durch das senden einer SMS in der Form «pay PIN_No Tradername Amount» an ein zentrale SMS-Nummer wird der Betrag dem Verkäufer gutgeschrieben und dem Käufer belastet. Beide erhalten natürlich umgehend eine Bestätigung per SMS. Das diese Art der Zahlung bei den Verkäufern sehr gut ankommt zeigt sich in der folgenden Aussage eines Händlers: «TXT2PAY – Brilliant! It’s quicker than credit/debit cards, much cheaper and fun to do».
Und genau hier liegt das Geheimnis des Erfolges dieser Währungen: Sie schaffen für die angeschlossenen Unternehmen einen direkten Zusatznutzen! Denn alleine die Stärkung der lokalen Ökonomie wird für die meisten Unternehmer nicht genügend Ansporn sein, sich auf eine Regionalwährung einzulassen. Aber Kostenvorteile, vereinfachter Zahlungsvorgang und Mehrumsatz sind Argumente, bei denen jeder Unternehmer schwach wird.
Und genau für solche Nutzen sind die Unternehmen auch bereit, Gebühren zu bezahlen. Gebühren, die nötig sind, um eine Komplementärwährung zu betreiben. Im Falle der englischen Regionalwährungen sind das 1-2% der Einnahmen. Zusätzlich fallen Gebühren an, sollte sich eine Unternehmung dazu entscheiden, die Regionalwährung in Pfund Sterling zurück zu tauschen.
England gehört mit diesen Regionalwährungen sicher zu den führenden Ländern in Europa, wenn es um die Einführung erfolgsversprechender Komplementärwährungen geht.