Mobile Payment: Ohne Goliath kein David

Seit über zwei Jahren ist in der Schweiz das Zahlen mit Apple Pay möglich – also theoretisch. Denn die meisten Schweizer Kreditkartenherausgeber haben Apple Pay nicht freigeschalten – um das eigene Produkt TWINT zu schützen. Das wäre aber gar nicht nötig!

Ja, ich gebe es zu: Ich habe in Blogartikel aufgezeigt, warum TWINT erfolgreich sein wird und TWINT verteidigt. Und grundsätzlich finde ich auch heute noch alles richtig, was ich damals geschrieben habe. Ein kleines, aber wichtiges „Aber“ möchte ich heute aber anfügen: Aber TWINT hat diesen Schutz gar nicht nötig! Denn der vermeintliche Goliath schwächelt.

TWINT hat gemäss eigenen Angaben über 930’000 registrierte Benutzerinnen und Benutzer. In einem Land mit rund 8.4 Millionen ist das ein Spitzenwert. Auch die Anzahl der Akzeptanzstellen scheint laufend zu wachsen. In über 1500 Online-Shops kann man bereits mit TWINT bezahlen. Auch in unzähligen Ladengeschäfte wie z.B. bei Coop, Spar, The Body Shop, Salt und SOCAR Tankstellen wird TWINT akzeptiert.

Insgesamt scheint TWINT also eine Erfolgsgeschichte zu sein. Und das gönne ich TWINT!



Alles in allem wird in der Schweiz das Smartphone nur sehr selten für das Zahlen benutzt, wie eine Umfrage von Comparis zeigt. Nur gerade 3 Prozent nutzt das Smartphone hin-und-wieder. Und das hauptsächlich, weil es den Nutzern zu kompliziert ist. Dass unklar ist, welches System nun wo und mit wem kompatibel ist, dürfte auch seinen Teil zur Verkomplizierung beitragen.

Und damit stehen die Schweizer nicht weit hinter den Zahlen aus den USA. Wie eine Umfrage von PYMNTS.com zeigt, ist da die Nutzung von Smartphones für den Zahlvorgang auch nicht wesentlich höher. Und noch etwas fällt auf: Apple Pay ist nicht die Applikation mit der höchsten Adaptionskurve. Walmart Pay schlägt Apple Pay um Längen – und das, obwohl Walmart Pay nur gerade bei Walmart eingesetzt werden kann.

Diese Zahlen sprechen für sich: Auch wenn Apple Pay verfügbar ist, haben andere Payment-Lösungen eine Chance. Und erst noch gute Chancen.

Es ist „OK“, wenn man etwas nationalen Protektionismus betreibt, um inländischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Wenn der ursprünglich schier unbesiegbar erscheinende Goliath doch nicht so stark ist, sollte man die Abwehrmassnahmen beenden. Tun sie das nicht, kommen plötzlich neue Lösungen auf den Markt, um die Sperre zu umgehen. So wie zum Beispiel Boon.

Und gerne verliert man in solchen „David gegen Goliath“-Situationen die wahre „Bedrohung“ aus den Augen. Denn jeder zweite Schweizer zahlt mit seinen Kredit- oder Debitkarten bereits kontaktlos (siehe Comparis-Umfrage). Konkurrenz ist also vielmehr von dieser Seite zu erwarten. Aber Konkurrenz ist das ja gar nicht: Bei Apple Pay braucht man ja zwingend eine Debit- oder Kreditkarte…

Hiermit also mein Aufruf an UBS, Viseca und Swisscard: Stoppt den Apple Pay-Boykott! Jetzt! Nicht zuletzt zum Wohle von TWINT – denn Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.

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